Eine Reise im Flugzeug gehört für viele Menschen mittlerweile zum Alltag, für andere ist es nach wie vor ein kleines Abenteuer. Menschen mit Behinderungen, insbesondere Gehbehinderungen, haben beim Reisen oft mit Komplikationen zu kämpfen. Bei den Vorbereitungen zu einer Reise mit Rollstuhl muss vieles bedacht werden, was für Reisende, die nicht unter einer Mobilitätseinschränkung leiden, ganz selbstverständlich ist.
Die meisten Flughäfen und Airlines verfügen über besondere Einrichtungen für Reisende, die auf Gehhilfen oder den Rollstuhl angewiesen sind. Dennoch gibt es noch viele Unzulänglichkeiten. Wir haben daher nachgefragt:
Mit welchen Problemen haben Rollstuhlfahrer beim Fliegen zu kämpfen?
Gibt es ausreichendes Informationsmaterial?
Welche Lösungsmöglichkeiten schlagen die Airlines für die anstehenden Probleme vor?
Falls Sie das erste Mal mit einem Flugzeug in den Urlaub oder zu einem Geschäftsmeeting fliegen, können Ihnen unsere Tipps von erfahrenen Rollstuhl- Reisenden nützlich sein:
1.) Flug buchen
Geben Sie bereits bei der Buchung des Fluges an, dass Sie mit einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe reisen. Die Airlines sind laut EU Verordnung verpflichtet, Gehhilfen und Rollstühle kostenfrei zu transportieren. Geben Sie die genauen Maße und das Gewicht an! Elektrorollstühle mit Nassbatterie werden aus Sicherheitsgründen nicht transportiert, wenn die Nassbatterie nicht auslaufsicher ist.
2.) Parken und Anreise zum Flughafen
Informieren Sie sich vor der Anreise zum Flughafen über die Behindertengerechten Einrichtungen des Airports: Wo befinden sich Behinderten-Parkplätze? Können Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen? Wo finden Sie Toiletten? Sind die Wege zu den Abflugschaltern barrierefrei? Gibt es Aufzüge?
3.) Check in
An einige Flughäfen, wie z.B. am München Airport, unterhält die Lufthansa spezielle rollstuhlgerechte Check-in Schalter.
Finden Sie sich in jedem Fall rechtzeitig am Abflugschalter ein,
– um Ihren Rollstuhl anzumelden und so zu etikettieren, dass er Ihnen bei der Ankunft direkt zur Verfügung steht
– um sicherzustellen, dass Ihnen im Flugzeug ein entsprechender Platz zugewiesen werden kann (mobilitätseingeschränkte Passagiere dürfen nicht am Gang sitzen!)
Bei Auslandsreisen sollten Sie 2 Stunden vor Abflug einchecken, bei innerdeutschen Flügen 90 Minuten vor dem geplanten Abflug.
4.) Boarding
Geben Sie bereits beim Check- in an, ob Sie pre- oder psotboarden wollen. Preboarding, wenn Sie vor allen anderen Fluggästen die Kabine des Flugzeug betreten, hat den Vorteil, dass Sie in aller Ruhe Ihren Sitzplatz einnehmen können und Zeit haben Ihr Gepäck zu verstauen.
Postboarding, nach allen anderen Fluggästen an Bord gehen, hat den Vorteil, dass Sie Zeit haben am Flughafen noch einmal die Toilette zu benutzen.
5.) Während des Fluges
Hauptschwierigkeit während des Fluges ist der Gang zur Toilette. Auf Langstreckenflügen gehört ein Bordrollstuhl zur Standardausrüstung. Dieser den Gängen des Flugzeugs angepasste Rollstuhl erlaubt Ihnen sich selbständig zu bewegen und zur Toilette zu begeben. Auf Mittel- und Kurzstreckenflügen sind diese Bordrollstühle meist nicht vorhanden. In diesem Fall sind Sie auf die Hilfe anderer Passagiere oder Flugbegleiter angewiesen, falls Sie die Toilettte aufsuchen wollen.
Die Toiletten selbst sind fast immer zu klein, um mit einem Rollstuhl hineinfahren zu können.
6.) Fremec Card
Für Vielflieger ist die Fremec Cerd eine große Hilfe bei der Abfertigung und dem Einchecken. Da in dieser Ausweisekarte die relevanten Informationen über Ihre indivuduellen Bedürfnisse während der Reise festgehalten werden, können Sie schneller angemeldet werden und verlieren weniger Zeit mit Warten an Schaltern.
Kay Pietsch: “Der Kampf ums Klo” über den Wolken ( you tube Video)
Interessante und nützliche Links:
EU Verordnung 2008
Traveltips for disabled people
Barrierefreies Reisen
Natko
Viele Reiseanbieter, Airlines und Hotels haben sich schon auf barriefreies Reisen eingestellt, aber noch immer gibt es Handlungsbedarf. Lassen Sie uns wissen, welche Erfahrungen Sie gemacht haben!
Erfahrungen selber habe ich damit keine gemacht, jedoch würde ich sagen, dass ich für die Thematik sensibilisiert bin.
Die EU hat aufgrund des massiven Handlungsbedarfes 2010 sogar den Access City Award ins Leben gerufen, bei dem die behindertengerechtesten Städte Europas ermittelt werden sollen. Unter den 4 Finalisten, welche für die Auszeichnung in Frage kommen, gehören:
* Avila, Spanien
* Barcelona, Spanien,
* Köln, Deutschland und
* Turku, Finnland.
Doch auch andere Städte wie Dresden setzen seit Jahren Konzepte und Verbesserungen um, um eine Stadt ohne Hürden zu schaffen.